See you at the Studio! Ten Years with Artists in Residence

See you at the Studio! Ten Years with Artists in Residence

Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien Berlin
 

VERLÄNGERT - Wegen großer Nachfrage wird die Werkschau bis zum 14. Januar 2024 verlängert. 

Welche Bedeutung haben Atelierräume vor dem Hintergrund globalisierter Kunstpraxis? Zwischen 2013 und 2023 kooperierte die KfW Stiftung mit dem Künstlerhaus Bethanien in Berlin im Rahmen eines internationalen Residenzprogramms, das in einer globalisierten Welt künstlerische Produktion und interkulturellen Dialog fördert. Dieselben zwei Wohnateliers wurden von insgesamt zwanzig Kunstschaffenden bewohnt, als Arbeitsort und Ort des Austauschs genutzt und zu den regelmäßigen Open-Studio-Rundgängen für Publikum geöffnet. Renoviert und eingerichtet mit dem Nötigsten beginnt die Transformation der Ateliers mit jedem neuen Stipendium: als Werkstatt, Labor oder Büro, als Archiv oder Kunstlager, als Treffpunkt, Sozialraum oder als Präsentations- und Ausstellungsort. Vor diesem Hintergrund wird das Atelier selbst konzeptueller Ausgangspunkt der Ausstellung. Sie präsentiert die Vielseitigkeit der künstlerischen Positionen und öffnet den Blick ins Atelier. In diesem Sinne: See You at the Studio!

Mit Salwa Aleryani, Orawan Arunrak, Vartan Avakian, Gaëlle Choisne, Regina José Galindo, Ahmed El Ghoneimy, Gladys Kalichini, Khvay Samnang, Hamlet Lavastida, Daniel Lie, Talya Lubinsky, Stary Mwaba, Elia Nurvista, Andrés Pereira Paz, Matheus Rocha Pitta, Prajakta Potnis, Thabiso Sekgala, Nguyễn Thị Thanh Mai und Carla Zaccagnini.  

Eine Ausstellung der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Künstlerhaus Bethanien.
Begleitend zur Werkschau ist im Berliner Distanz Verlag der gleichnamige Ausstellungskatalog mit Beiträgen u.a. von Nikita Dhawan, Yvette Mutumba und Barbara Wittmann erschienen.

Kuratiert von Daniela Leykam

Für einen Einblick in die Ausstellung, klicken Sie hier.

Veranstaltungen

02.11.2023 - 19 Uhr: Vernissage
02.11.2023 - 19:00: Performance "World Score" (Carla Zaccagnini)
03.11.2023 - ab 17:00: "Silent Pandemic", Intervention (Regina José Galindo)
04. + 05.11.2023 - 15:00: "Palm Reading", Lesegruppe (Elia Nurvista)
07.11.2023 - 18:00: Kuratorinnenführung
17.12.2023 - Bücherflohmarkt

Führungen finden immer donnerstags um 18 Uhr und abwechselnd auf Deutsch und Englisch statt: Führungen auf Deutsch:
09.11., 23.11., 07.12.2023

Eine Anmeldung für die Führungen ist erforderlich unter presse@bethanien.de 

World Score - 02.11.2023

In ihrer Musikperformance World Score vergleicht Carla Zaccagnini Melodien verschiedener Nationalhymnen. Durch das Zusammentragen von Noten, die in vielen Hymnen verwendet werden, legt die Künstlerin gemeinsame grundlegende musikalische Motive frei und setzt sie in einer Komposition auf einem Vibraphon neu zusammen. Mit dieser "Hymne der Hymnen" lädt die Aufführung zum Nachdenken über den Prozess ein, durch den Länder ihre Identität durch verschiedene Formen der Repräsentation formen, und stellt die Frage danach, was eine Nation wirklich definiert - eine Frage, die eng mit der Suche nach einer Sprache über Grenzen hinweg verbunden ist. Die erste Version der Sound Arbeit wurde mithilfe eines Algorithmus erstellt, der alle Noten sammelte, die in zwei oder mehr Hymnen zu einem bestimmten Zeitpunkt gespielt werden. Die daraus entstandene Komposition war ursprünglich eine elektronisch erzeugte Klangdatei, die in eine Vinylplatte in limitierter Auflage gepresst wurde. 2019 erstellte die Musikerin Garda Holmkvist eine Instrumentalversion für ein Quartett. 2023 entwickelte Christopher Dell im Rahmen dieser Ausstellung eine neue Interpretation des Werks für ein Vibraphon solo.

Carla Zaccagnini (*1973, Buenos Aires, Argentinien) ist bildende Künstlerin und Schriftstellerin. Sie war Gastkuratorin der 34. Biennale von São Paulo. Sie hat in Institutionen wie dem Museo Nacional Centro de Arte Reine Sofia (Madrid), dem Guggenheim Museum (New York), dem LACMA (Los Angeles), der Malmö Konsthall, der Röda Sten Konsthall (Göteborg), dem Museo Experimental el Eco (Mexiko-Stadt), dem MASP (São Paulo) und dem Van Abbemuseum (Eindhoven) ausgestellt. Zaccagnini verbrachte ihr Leben größtenteils in Brasilien und lebt heute in Malmö, Schweden. Carla Zaccagnini war 2013–2014 Stipendiatin des Künstlerhaus Bethanien.

Silent Pandemic - 03.11.2023

Die Performances von Regina Galindo machen die anhaltende Gewalt gegen marginalisierte Körper sichtbar. In ihrer Intervention „Silent Pandemic“ für die Ausstellung „See you at the Studio!“ beleuchtet sie Femizide – gezielte Morde an Frauen. Im Durchschnitt werden in Deutschland jeden Monat zehn Frauen von ihren aktuellen oder ehemaligen Partnern getötet. In „Silent Pandemic“ übersetzt Galindo diese Statistik in zehn leblose Körper, die unter Tüchern auf dem Boden des Ausstellungsraums des Künstlerhauses Bethanien liegen. Diese Figuren versperren den Besucher*innen den Weg und konfrontieren sie mit den realen, körperlichen Folgen dieser Gewalt, jenseits der Abstraktion von Zahlen.

Regina José Galindo (*1974, Guatemala City, Guatemala) ist eine Performance- und bildende Künstlerin. 2005 wurde sie von der Venedig-Biennale mit dem Goldenen Löwen für die beste junge Künstlerin ausgezeichnet und hat an vielen internationalen Kunstfestivals teilgenommen, darunter die 49., 53. und 54. Venedig-Biennale und die Documenta 14 (Athen und Kassel). Sie hat in Institutionen wie MAXXI - Museo nazionale delle arti del XXI secolo (Rom), Guggenheim Museum (New York), Museo de Arte Moderno (Guatemala City) und Museum of Modern Art (New York) ausgestellt. Galindo lebt in Guatemala-Stadt und war 2014 Artist in Residence im Künstlerhaus Bethanien.

Palm Reading - 04. + 05.11.2023

Während des Workshops empfängt Elia Nurvista eine Gruppe von max. 12 Gästen in ihrem eigens eingerichteten Gemeinschaftsbereich im Ausstellungsraum. Zusammen wird die Gruppe ein Kapitel aus dem Buch „Palm Oil: The Grease of Empire" von Max Haiven lesen und ein Gespräch über die sichtbaren und unsichtbaren Auswirkungen des Palmöl-Anbaus führen. Elia Nurvistas künstlerische Praxis dreht sich um die politischen, gemeinschaftlichen und ästhetischen Potenziale der Nahrungsaufnahme. Sie thematisiert globale Machtdynamiken und sozioökonomische Ungleichheiten anhand von Alltagsgütern wie Reis, Zucker und exotischen Früchten. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Textilien, Drucktechnik, Skulptur und Video, und kombiniert diese zu Rauminstallationen, die auch als Plattformen für Gespräche und Performances dienen können. In ihrer jüngsten Serie „Long Hanging Fruits“ (2022, fortlaufend) erforscht Nurvista den Anbau von Palmöl in Indonesien, verfolgt dessen Herkunft als ursprünglich afrikanische Pflanze und die Reise ihrer Samen durch koloniale Dynamiken. Für „See You at the Studio!“ verwandelt Nurvista den von der Malerei umschlossenen Raum in ein Reich der Gastfreundschaft und des Austauschs. Durch Veranstaltungen, bei denen Palmöl konsumiert wird, sowie durch Diskussionen und Lesungen lädt Nurvista zur Auseinandersetzung mit Palmöl als Symbol für die ausbeuterischen industriellen Wirtschaftskreisläufe ein, die seit dem 19. Jahrhundert in koloniale Strukturen eingeschrieben sind. Für die Teilnahme am Workshop sind lediglich Ihre Neugier und Zeit erforderlich. Dauer ca. 90 min.

Elia Nurvista (*1983, Yogyakarta, Indonesien) ist eine bildende Künstlerin, die ein breites Spektrum von Medien mit einem interdisziplinären und installativen Ansatz bedient. Im Jahr 2015 initiierte sie die „BAKUDAPAN food“, die Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen wie Anthropologie und Philosophie zusammenbringt, um das Thema der Nahrung zu erforschen. Sie hat in Institutionen wie der 15. Sharjah Biennale, dem Dhaka Art Summit, der 2. Karachi Biennale und der 9. Asia Pacific Triennial of Contemporary Art (Brisbane) mitgewirkt. Nurvista lebt in Yogyakarta und war 2018-2019 Artist in Residence im Künstlerhaus Bethanien.

Fotonachweis

01. Installationsansicht "See You at the Studio!" mit Hamlet Lavastida, Regina José Galindo und Andrés Pereira Paz, Foto: Mathias Völzke
02. Installationsansicht Vartan Avakian, "Collapsing Clouds of Gas and Dust", Foto: Mathias Völzke
03. Installationsansicht Daniel Lie, "Regarding yellow thoughts", Foto: Mathias Völzke
04. Installationsansicht Salwa Aleryani, "Tribute to a passerby (ROAMER)", Foto: Mathias Völzke
05. Installationsansicht Gaëlle Choisne, "Luggage astral_crystal" & "Eat me (softly)", Foto: Mathias Völzke