Ausstellung: Gaëlle Choisne
Temple of Love – To Hide
Im Rahmen des Artist in Residence Programms der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Künstlerhaus Bethanien präsentiert Stipendiatin Gaëlle Choisne (*1985, Frankreich/Haiti) ihre Werke in Berlin.
Die Ausstellung „Temple of Love – To Hide“, die im Künstlerhaus Bethanien präsentiert wird, ist eine neue Ausgabe von „Temple of Love“ – einem Langzeitprojekt, das auf eine globale Wiedervereinigung der Lebenden durch das Konzept der Liebe abzielt. Diese Ausstellung, frei inspiriert vom Kapitel „Verbergen“ aus Roland Barthes’ "Fragmente einer Sprache der Liebe“ (1977), orientiert sich konsequent an der Idee von Selbstheilung durch Erfahrungsaustausch, eine Verbundenheit mit den Vorfahren, dem Respekt vor dem historischen Erbe und innerer körperlicher Ausgeglichenheit.
Für den Film „Accumulation primitive“ (2019 – 2022) entstanden die ersten Aufnahmen 2017 – etwa ein Interview mit Madame Café, einer blinden, haitianischen Voodoo-Priesterin, deren Gabe, Kinder zu heilen, ihr den Titel „docteur-feuille“ (dt. etwa: „Ärztin der Blätter“) einbrachte. Gaëlle Choisne machte diese Aufnahmen zum Ausgangspunkt eines breiter angelegten Projekts mit Interviews weiblicher und transfemininer Personen und befragte sie zu ihren Erfahrungen als rassifizierte Frauen in der heutigen Gesellschaft. Zu diesen Personen gehören die Künstlerin und Produzentin Christelle Oyiri oder auch Choisnes Mutter, Marie-Carmen Brouard.
Gaëlle Choisnes „Accumulation primitive“ ist eine ausgesprochen vielschichtige Porträtserie, inspiriert von Silvia Federicis Essay „Caliban und die Hexe“ (2017). Der Film zeigt eine Widerstandsbewegung von Frauen, die Fähigkeiten entwickelt haben, durch verschiedene Methoden und Techniken zu „heilen“: etwa durch Gründung von Gemeinschaften, in der Familienfürsorge, durch Musik, mit „alternativer“ Medizin… Diese Frauen erfinden „Nebenwege“ als Reaktion auf eine „primitive Akkumulation“ des Kapitals, wie Karl Marx sie in „Das Kapital“ (1867) analysiert hat. Eine der vielen Fremdeinwirkungen auf rassifizierte Menschen bestehe demnach in der Beraubung ihres Daseins und ihres freien Willens.
Das Langzeit-Videoprojekt „Accumulation primitive“ ist Teil einer umfassenderen Installation, in der sich das Werk in einem anderen spiegelt, das die Künstlerin als eine Art Doppelgänger betrachtet: „Primitive amnesia“ (2019-2022). Der Film mischt eine Auswahl von Found-Footage-Videos von Frauenprotesten in Frankreich, Brasilien oder auch Haiti mit Close-ups von Blumen, die die Künstlerin in der Normandie während des Lockdowns aufnahm.
Die Installation, die erstmals im Künstlerhaus Bethanien gezeigt wird, präsentiert sich als Safe Space, in dem es um Selbstfürsorge und das Sorgen um Andere geht. Besucher*innen sind dazu eingeladen, beruhigende Getränke zu probieren und an einem energieerfüllten Heilungsprozess teilzunehmen. Neben den beiden
Videoarbeiten, können sich Besucher*innen auf „Lie close to y our ancestors“ (2022) ausruhen – einem sehr großflächigen Teppich, der von Frauen in den marokkanischen Bergen gewebt wurde und den Choisne mit kleinen Porträts von inspirierenden Persönlichkeiten versehen hat. In einem anderen Raum ist die Videoarbeit „Ahuehuete 11111“ (2022) zu sehen. Sie zeigt einen zweitausend Jahre alten Baum, der in Santa Maria de Tule in Mexiko wächst und von einer unglaublichen energetischen und vibrierenden Kraft erfüllt ist.
Fakten:
Datum: Do, 19. Mai 2022, 19:00 Uhr
Dauer: 19. Mai - 12. Juni 2022
Ort:
Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Straße 10, 10999, Berlin
Eintritt frei