30. Juni 2022

Spotlight: Khvay Samnang. Tanzperformance und Artist Talk

Spotlight: Khvay Samnang. Tanzperformance und Artist Talk


Khvay Samnang (*1982, Provinz Svay Rieng/Kambodscha), ehemaliger Stipendiat des Kulturprogramms der KfW Stiftung, präsentiert die Performance „Popil“, eine zeitgenössische Interpretation des klassischen kambodschanischen Khmer-Tanzes. Im Anschluss an die Performance findet ein offenes Gespräch mit Khvay Samnang und Chum Chanveasna (Kuratorin und Kulturmanagerin SASA Art Project) statt.

Moderiert von Daniela Leykam, Programmleiterin Kunst & Kultur, KfW Stiftung.

Tänzerinnen der Performance: Mot Pharan und Sot Sovanndy (Kambodscha)

Video-Installation zur Performance: Popil (2-Kanal Video, 21’59”, loop)
Werke von Khvay Samnang aus der Sammlung KfW Stiftung werden im ersten Stock der Villa 102 präsentiert.

 

Popil

In der Aufführung „Popil“ führen zwei Tänzerinnen eine zeitgenössische Interpretation des klassischen Khmer-Tanzes „Robam kbach boran“ auf ­– ursprünglich ein Gebet in Bewegung für Regen und Fruchtbarkeit. Die üblicherweise stark geschwungenen und gebogene Gesten sollen hierbei die Bewegungen einer Schlange oder den Fluss des Wassers nachahmen. Mot Pharan und Sot Sovanndy, zwei der bedeutendsten Choreografinnen des Landes, interpretieren in der von ihnen geleiteten und getanzten Performance eine Liebesgeschichte zweier Drachen – der eine repräsentiert Kambodscha, der andere China. Ihre wirbelnden, kreisförmigen Bewegungen imitieren die Verläufe der großen Flüsse Kambodschas vom Nordosten über Phnom Penh bis in den Südosten. Gleichzeitig spielen sie auf die Zirkulation von Kapital innerhalb des Landes an. Die dabei getragenen Masken aus geflochtenen Fischreben stellen eine kritische Bestandsaufnahme der komplexen geografischen Gegebenheiten und kulturellen Riten dar, die in die weitreichenden Wechselwirkungen der kambodschanischen und chinesischen Interessen und Beziehungen eingebettet sind. Vor diesem Hintergrund zeigt „Popil“ eine komplexe Tanzchoreografie, die auf der Symbolik des Drachens aufbaut: Aus der euroamerikanischen Perspektive wird das Motiv häufig verallgemeinert und pauschalisiert als Symbol für ‚Asien‘; gleichzeitig dient diese spezifische Ikonografie und Choreografie der Differenzierung chinesischer und kambodschanischer Identitätsbildung und Kulturtradition.

Khvay Samnangs Arbeit hinterfragt den multidimensionalen Charakter von Ritualen und Politik. Sie legt auch die humanitären und ökologischen Auswirkungen der Globalisierung und die damit einhergehenden Verbindungen zum Kolonialismus und der Migration offen, die Südostasien kontinuierlich räumlich und zeitlich definieren. Die Mehrkanal-Filmarbeiten und Installationen basieren auf langjährigen Recherchen und erforschen die Strukturen und Bedingungen, die der Geschichte des Austauschs sowohl im materiellen als auch im kulturellen Sinne zugrunde liegen.

 

„Das Land tanzen“ in der ifa-Galerie Stuttgart

Zeitgleich zeigt die ifa-Galerie in Stuttgart die umfassende Retrospektive „Khvay Samnang – Das Land tanzen“ (bis 04.09.2022) mit einer Performance am 7. Juli 2022. Die Aufführung der Performance an den beiden Standorten ist eine Zusammenarbeit der KfW Stiftung und ifa-Galerie Stuttgart. Khvay Samnang ist 2022 auch auf der documenta fifteen in Kassel zu sehen. 

 

Die Aufzeichnung der Aufführung sehen Sie hier.

 


 

Spotlight

Spotlight: Khvay Samnang ist die erste Veranstaltung eines neuen öffentlichen Formats, das in regelmäßigen Abständen in der Villa 102 stattfindet. Mit Lesungen, Tanzperformances und anderen künstlerischen Beiträgen stellt die Initiative ehemalige Teilnehmer*innen des Kulturprogramms der KfW Stiftung vor und diskutiert mit ihnen aktuelle Fragen der Gegenwartskunst. Die historische Villa 102 dient als Kulisse und Plattform für Kultur und Dialog und lädt das Publikum zum Perspektivenaustausch mit Künstler*innen ein.

 


 

Biografien

Khvay Samnang (*1982, Provinz Svay Rieng, Kambodscha) schloss sein Studium der Malerei an der Royal University of Fine Arts in Phnom Penh ab. Er war Stipendiat der KfW Stiftung für ein 12-monatiges Artists-in-Residence-Programm in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2014-15) und wurde von der KfW Stiftung als Alumnus zur Teilnahme an einem Think Tank mit dem weltbekannten Tänzer und Choreografen Akram Khan eingeladen (2017). Khvays Kunstwerke wurden an lokalen und internationalen Standorten präsentiert, darunter bei wichtigen Ausstellungen und Festivals wie Tramway, Glasgow; 1. Helsinki Biennale, Helsinki; Daegu Art Museum, Korea; Children's Biennale 2021, Singapur; Bangkok Art Biennale 2020, Bangkok; Haus der Kunst, München; Frieze 2019, London; Batia Saem Gallery, Siem Reap; Art gallery of New South Wales, Sydney; Biennale of Sydney; Taipei Biennale 2018; documenta 14, Athen, Kassel; Tomio Koyama Gallery, Tokyo; Orange County Museum of Art, CA; Jim Thompson Art Center, Bangkok; Jue de Paume, Paris; Queens Museum, The Jewish Museum, NYC. Website.

Chum Chanveasna (*1982, Phnom Penh, Kambodscha) erwarb 2004 einen Abschluss in Finanz- und Bankwesen an der National University of Management in Phnom Penh. Seit 2013 ist Chum Galeriemanagerin und kuratorische Assistentin in Kambodschas führender Galerie und Lesesaal für zeitgenössische Kunst, SA SA BASSAC. Darüber hinaus arbeitet sie als freiberufliche Ausstellungsmacherin und Kulturmanagerin und ist Managerin von Sa Sa Art Projects, einem gemeinnützigen Raum für zeitgenössische Kunst. Chum war Forscherin für das IMPACT-Projekt (Peacebuilding and the Arts) an der Brandies University, Boston, USA, und kuratorische und künstlerische Assistentin für Capsule 10: Khvay Samnang im Haus der Kunst, München, Deutschland, 2018. Im Jahr 2017 war Chum Kuratorin in Residence an der Tokyo Wonder Site, Japan, und Co-Kuratorin für die Mutual Unknown Exhibition, National Gallery of Indonesia, Indonesien. Chum hat an zahlreichen prestigeträchtigen nationalen und internationalen Programmen teilgenommen, darunter: CuratorsLAB mit dem Goethe-Institut, Jakarta, Indonesien; FIELDS: on attachement + unknow, SA SA BASSAC, Phnom Penh; und Dislocations: Remapping Art Histories, Tate Modern, London, 2015.

Mot Pharan tritt seit 2006 international mit dem Sophiline Arts Ensemble auf und übernahm bereits Hauptrollen in A Bend in the River, Monkul Lokey, Pamina Devi, Ream Eyso&Moni Mekhala, Seasons of Migration, Spiral Xll und Stained. Sie ist Absolventin der Secondary School of Fine Arts in Phnom Penh und hat an Workshops zahlreicher renommierter Künstler*innen wie Germaine Acogny, Ananya Chatterjea, Pichet klunchun und Mark Moris teilgenommen. Seit 2018 arbeitet sie mit dem bildenden Künstler Khvay Samnang für das Projekt „Popil“ als Tänzerin und Choreografin zusammen.

Sot Sovanndy tritt seit 2006 international mit dem Sophiline Arts Ensemble auf und übernahm bereits Hauptrollen in A Bend in the River, Pamina Devi, Monkul Lokey, Ream Eyso&Moni Mekhala, Seasons of Migration und Stained. Zu ihren kollaborativen Choreografien gehören Trout Poul chhnai, Viriyeak und Pkar Plerng. Sie ist Absolventin der Secondary School of Fine Arts in Phnom Penh und hat an Workshops zahlreicher renommierter Künstler*innen wie Germaine Acogny, Ananya Chatterjea, Pichet klunchun und Mark Moris teilgenommen. Seit 2018 arbeitet sie als Tänzerin und Choreografin mit dem bildenden Künstler Khvay Samnang für das Projekt „Popil“ zusammen.

 


 

Fotonachweis

Khvay Samnang, Popil, 2018
Im Auftrag des Hauses der Kunst
Choreographie und Tanz von Mot Pharan und Sot Sovanndy
Zweikanal-Video, Farbe, Ton, 21'59", loop I Installation von 2 Maskenskulpturen (geflochtene Ranken, Stahl, variable Maße) I Digitaler C-Print

Fotograf: Salar Baygan

Fakten:

Datum: Do, 30. Jun 2022, 18:00 Uhr

Ort: Villa 102 Bockenheimer Landstraße 102, 60323 Frankfurt am Main


Eintritt frei. Die Plätze sind begrenzt. Um Anmeldung wird bis zum 29. Juni gebeten

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