GEO-Tag der Artenvielfalt
Seit 2014 ist die KfW Stiftung der neue Hauptförderer des GEO-Tags der Artenvielfalt – die größte Feldforschungsaktion in Mitteleuropa. Innerhalb von 24 Stunden sollen in einem begrenzten Gebiet möglichst viele Tiere und Pflanzen identifiziert werden, um damit zu zeigen, dass es Vielfalt auch vor der eigenen Haustür zu entdecken gibt.
Bei den Veranstaltungen der vergangenen Jahre wurden regelmäßig verschollene geglaubte Arten wiederentdeckt und damit ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung und Dokumentation der Tier- und Pflanzenwelt geleistet. Die Initiative des Magazins GEO, 1999 ins Leben gerufen, mobilisiert jedes Jahr tausende Menschen – vom naturbegeisterten Grundschüler bis zum Universitätsprofessor. Nicht nur Experten sind also gefragt: Jeder, der sich für die Natur und deren Schutz interessiert, kann mitmachen.
Ziel des GEO-Tags ist es also, den Blick für den Artenreichtum im eigenen Umfeld zu schärfen und die faszinierenden Lebensformen, die sich in unserer Nähe verbergen, neu zu entdecken.
Hauptveranstaltung 2016 – Naturräume verbinden
Der 18. GEO-Tag der Artenvielfalt stand unter dem Motto „Biotopverbund“ und fand in der Wahner Heide im Naturraum Bergische Heideterrasse zwischen der Ruhr im Norden und der Sieg im Süden statt.
Dieses Gebiet zeigt, dass die Wiedervernetzung von Lebensräumen und der Erhalt von Freiraumkorridoren zwischen Schutzgebieten eine der dringlichsten Aufgaben ist, um den Schwund von biologischer Vielfalt aufzuhalten. In der 24-stündigen Naturinventur erfassten Zoologen und Botaniker die im Untersuchungsgebiet lebenden Tiere und Pflanzen. Die Entdeckung zweier neuer Orchideen-Arten für das Gebiet sorgte für eine Überraschung: Die Honigorchis (Herminium monorchis), auch Feenstendel genannt, galt in der Region als ausgestorben und ist auf der Roten Liste Nordrhein-Westfalen als stark gefährdet eingestuft. Das Torf-Glanzkraut (Liparis loeselii), das ebenfalls in der Region als ausgestorben galt, konnte wieder nachgewiesen werden. Ein weiterer Neufund für die Wahner Heide ist die Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii).
Hauptveranstaltung 2015
Die Hauptveranstaltung des 17. GEO-Tag der Artenvielfalt, fand in diesem Jahr im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) statt. Mit einem umfangreichen Besucherangebot von Exkursionen bis hin zu Ausstellungen gingen internationale Biologinnen und Biologen der Frage nach „Wie viel Raum braucht die Natur: Wo stößt die Artenvielfalt an ihre Grenzen?"
Gefunden wurden neben Wasserfledermaus, Elbe-Liebesgras, Krebsschere rund 1.400 weitere Pflanzen- und Tierarten. Die von den anwesenden Experten in den Elbauen rund um das Naturschutzgebiet ‚Hohe Garbe‘ in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wurden. Besonders freuten sie sich über die Entdeckung des sehr seltenen Schwarzkäfers Tenebrio opacus; ein Urwaldrelikt, das im Totholz von Eichen lebt und auf der Roten Liste der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Arten steht. Fünf Schlauchpilzarten waren zuvor noch nie in Sachsen-Anhalt nachgewiesen worden, darunter vier Weichbecherlinge und eine in Deutschland bislang unbekannte Spezies, die auf den abgestorbenen Stengeln der Roten-Liste-Pflanze Sumpf-Wolfsmilch gewachsen ist.
Film zum Geo-Tag 2015
Das Thema 2015 lautete "Wie viel Raum braucht die Natur: Wo stößt die Artenvielfalt an ihre Grenzen?". Gemeinsam mit Partnern und Forschern gingen wir der Frage nach, welche Rolle der Platz spielt, den wir der Natur einräumen. Und wo es sinnvoll sein kann, dass wir Menschen ihr mehr Entfaltungsmöglichkeiten gewähren. Film
Hauptveranstaltung 2014
Am 14. Juni fand der 16. GEO-Tag der Artenvielfalt in Ebern-Unterpreppach statt. Rund 80 Experten für Flora und Fauna erforschten Tiere und Pflanzen auf dem 2002 stillgelegten Truppenübungsplatz im fränkischen Ebern. Sie dokumentierten dabei eine unglaubliche Naturvielfalt – rund 1.500 verschiedene Arten sammelten und bestimmten die Forscher. Und das binnen genau 24 Stunden in einem Untersuchungsgebiet von nicht einmal drei Quadratkilometern.
WANZ GROSSE ENTDECKUNGEN!
Ein ganz besonderer Coup gelang in diesem Jahr dem Wanzenforscher Markus Bräu aus München: Mit seinem Fund eines Exemplars der Silberperlen-Wanze (Jalla dumosa) ist ihm auf dem Truppenübungsplatz der Nachweis eines Tieres gelungen, das in Bayern seit Jahrzehnten als verschwunden galt. Auch Bräus Kollege Ringo Dietze aus Sachsen kam mit guten Nachrichten aus dem Gelände zurück. Die kürzlich hier nachgewiesene Essigrosen-Dickfühlerweichwanze, die in ganz Deutschland kein anderes bekanntes Habitat hat, konnte er nicht nur bestätigen - er konnte durch etliche Funde sogar belegen, dass das äußerst rare Tier in Ebern eine sehr gesunde Population aufgebaut hat.
Erfolgreich waren auch die Käferexperten - die mit rund 150 gefundenen Arten ein weiteres Zeichen für die Qualität des Untersuchungsgebiets setzten. Und um so erfreulicher, dass auch hier Exemplare von stark gefährdeten Spezies dabei waren. Der Traurige Sammetläufer etwa, ein Laufkäfer, der eine Luftblase um seinen Körper aufbauen kann, um darin vom Land ins Wasser zu laufen, wurde seit 35 Jahren in Bayern nicht mehr gefunden - bis Michael Fritze ihn jetzt auf dem Truppenübungsplatz in Ebern wieder entdeckte ist. Ein weiterer Käferfund bewegte die angereisten Experten ebenso: Der Kirschbaum-Prachtkäfer, eine stark gefährdete Art mit Eintrag auf der Roten Liste, ist offenbar in Ebern zu Hause.
Programmleitung
Pia Puljanic
Bildnachweise:
01. Bild: Quelle: KfW Stiftung, Urheber / Fotograf: Pia Puljanic
02. Bild: Quelle: GEO, Urheber / Fotograf: Solvin Zankl
03. Bild: Quelle: KfW Stiftung, Urheber / Fotograf: Pia Puljanic
04. Bild: Quelle: BUND Nordrhein-Westfalen, Urheber / Fotograf: Holger Sticht
05. Bild: Quelle: BUND Nordrhein-Westfalen, Urheber / Fotograf: Enver Hirsch
06. Bild: Quelle: BUND, Urheber / Fotograf: Frank Meyer, RANA
07. Bild: Quelle: BUND, Urheber / Fotograf: Dieter Damschen
08. Bild: Quelle: BUND, Urheber / Fotograf: Melanka Helms, GEO
09. Bild: Quelle: GEO, Urheber / Fotograf: Thomas Stephan
10. Bild: Quelle: GEO, Urheber / Fotograf: Thomas Stephan
11. Bild: Quelle: KfW Stiftung, Urheber / Fotograf: Pia Puljanic