Curators in Residence


Weltweit agierende Kurator*innen schaffen wichtige Verbindungen zwischen Künstler*innen, Institutionen und verschiedenen Öffentlichkeiten. Das „Curators in Residence“-Programm der KfW Stiftung bietet herausragenden Nachwuchskurator*innen aus Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien mehrmonatige Aufenthalte in Deutschland, um den interkulturellen und diskursiven Austausch in der Ausstellungspraxis voranzutreiben.

Es gibt jährlich zwei Stipendien, eines in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD, ein weiteres in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa).

Das Programm mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD ist ein offenes Stipendium, das individuell gestaltete Arbeitsaufenthalte anbietet. Es dient der Recherche und Vernetzung der Stipendiat*innen. Die Kandidat*innen werden von international renommierten Kurator*innen und Künstler*innen nominiert, die in verschiedenen Regionen Lateinamerikas, Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens tätig sind. Direktbewerbungen sind nicht möglich. Eine Fachjury entscheidet über die eingereichten Bewerbungen.

Die Kooperation mit dem ifa knüpft an die Zusammenarbeit mit dem Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main an (2014-2015). Dieses Programm ermöglichte jährlich einem*einer Kurator*in, mit der Sammlung in Verbindung mit Gegenwartskunst zu arbeiten.

Das Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung wird in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) durchgeführt. Seit 2017 ist die ifa-Galerie Berlin des Instituts für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) Partner des Programms. Ziele sind die Stärkung des kritischen Bewusstseins für postkoloniale Diskurse und Fragestellungen sowie die Sensibilisierung für kulturhistorisches Erbe in Bezug zur zeitgenössischen Kunst. Die Nachwuchskurator*innen entwickeln Ausstellungen, die in den Räumen der ifa-Galerie Berlin gezeigt werden. Auswahlverfahren über www.ifa.de. Eine Fachjury entscheidet über die eingereichten Bewerbungen.

 


Jurys

  • Doreen Mende (Geneva University of Art and Design, Genf)
  • Ariane Beyn/Bettina Klein (Berliner Künstlerprogramm des DAAD)
  • Dr. Nicola Müllerschön (KfW Stiftung) 

  • Elena Agudio (Savvy Contemporary, Berlin)
  • Julia Grosse (Contemporary And)
  • Alya Sebti (ifa-Galerie, Berlin)
  • Dr. Marie-Hélène Gutberlet (KfW Stiftung) 

  • Prof. Dr. Beatrice von Bismarck (HGB Leipzig)
  • Ariane Beyn/Bettina Klein (Berliner Künstlerprogramm des DAAD)
  • Dr. Nicola Müllerschön (KfW Stiftung) 

Kurator*innen

Omar Berrada ist Schriftsteller und Kurator. Er ist Direktor des Dar al-Ma'mûn, einer Bibliothek und Künstlerresidenz in Marrakesch. Davor organisierte er öffentliche Programme am Centre Pompidou, moderierte Sendungen im französischen Radio und leitete den internationalen Buchsalon in Tanger. Kürzlich hat er The Africans herausgegeben, ein Buch über Migration und Rassismus in Marokko, und Ausstellungen kuratiert, die sich mit dem Werk und Archiv des Schriftstellers und Filmemachers Ahmed Bouanani befassen. Derzeit bearbeitet er Bouananis Geschichte des marokkanischen Kinos für die posthume Herausgabe. Omar war Gastkurator des Abraaj Group Art Prize 2017 und des Forum 1:54 2018 in Marrakesch und New York sowie Mitherausgeber des Web-Journals tamawuj.org der Sharjah Biennale. Er lebt derzeit in New York und unterrichtet an der Cooper Union, wo er die IDS Lecture Series mitorganisiert.

Während seiner dreimonatigen Residenz in Berlin entwickelt Omar Berrada eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Saba Innab.

Ausstellung: Station Point ­– Mit den Augen vermessen

  • Künstlerin: Saba Innab
  • Kurator: Omar Berrada - KfW Stiftung "Curator in Residence"
  • ifa-Galerie | Berlin | 30.08.2019 – 01.12.2019
  • Während seiner dreimonatigen Residenz in Berlin entwickelt Omar Berrada eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Saba Innab.

Saba Innab ist eine jordanisch-palästinensische Künstlerin, deren Arbeit auf ihrer Ausbildung und laufenden Praxis als Architektin aufbaut. Ihre persönlichen Erfahrungen mit Diaspora sowie ihre Mitwirkung als junge Architektin am Wiederaufbau des Flüchtlingslagers Nahr al-Bared im Libanon durch die UN prägen ihre Arbeit. In Form von Zeichnungen, Architekturmodellen und Texten setzt sie sich ganz konkret mit der Architektur von Flüchtlingslagern auseinander; daran schließen sich philosophische und politische Fragen an über Raum, Zeit, Macht und Überleben: Wie kann man ohne Land bauen? Was bedeutet es, sich in einem vorübergehenden Zustand, in einer Zwischenzeit zu befinden? Und was passiert, wenn eine solche, ursprünglich zeitlich begrenzte und absehbare Situation zu einem dauerhaften Zustand wird?

Saba Innab weist als Architektin darauf hin, dass Architektur sich mit der Macht und deren Strukturen verbindet. In der künstlerischen Praxis kann sie dieses System kritisieren und einen Ansatzpunkt finden, um die Spannung zwischen Bauen und Wohnen, zwischen Architektur und gelebter Raumerfahrung zu untersuchen. Ihre formale und theoretische Forschung geht von einem Prozess des Sammelns aus: Saba Innab sammelt unterschiedliche Muster des „Wohnens auf Zeit“, architektonische Archetypen, Bauweisen und Kenntnisse, die geografisch und territorial ein bestimmtes Gebiet umfassen oder abstecken.

Das aktuelle Ausstellungsprojekt ist eine Erweiterung der bisherigen Forschung von Saba Innab: Untersucht wird, wie unser Verständnis von temporärem Wohnen heute immer komplizierter wird, sobald es mit Prozessen der Modernisierung und Moderne in den Gastländern konfrontiert wird. Der historische Moment der europäischen Moderne zum Beispiel, in dem der Begriff des Nationalstaates aufkam, war auch im arabischen Raum geprägt von Flucht, Zuflucht und Exil: So schreiben sich koloniale Strukturen auch in den Raum ein. Eine zentrale Frage unserer Untersuchungen wird folglich lauten: Wie sehen die Moderne und deren Kanon aus, wenn wir sie vom Standpunkt des Temporären bzw. Vorrübergehenden aus betrachten, das zu einem dauerhaften Zustand geworden ist?

Saba Innab wurde 1980 in Kuwait geboren und ist derzeit als Architektin, Stadtforscherin und Künstlerin in Amman und Beirut tätig. Sie hat einen Bachelor of Architecture Engineering von der Jordan University of Science and Technology. Innab hat als Architektin für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) beim Wiederaufbau des palästinensischen Flüchtlingslagers Nahr el-Bared im Norden des Libanon mitgearbeitet, das 2013 für den Aga-Khan-Preis für Architektur nominiert wurde. Im Jahr 2014 erhielt sie das vom Studio X Amman (Columbia University Graduate School of Architecture, Planning and Preservation, GSAPP) vergebene Gaststipendium. In ihren Arbeiten untersucht sie anhand von Malerei, Kartierung, Skulptur, Modellbau und Design die Schwebezustände zwischen Flüchtigkeit und Dauerhaftigkeit und beschäftigt sich mit verschiedenen Vorstellungen von Wohnen und Bauen und deren politischen, räumlichen und poetischen Implikationen in Sprache und Architektur.

Adresse und Öffnungszeiten
ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
10115 Berlin
Tel. +49 30 284491 40

Dienstag – Sonntag: 14.00 – 18.00 Uhr
Montag und an Feiertagen geschlossen

Weitere Informationen hier.

Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD

Kwasi Ohene-Ayeh (1986 in Accra/Ghana geboren) lebt als bildender Künstler, Kurator und Autor in Accra und Kumasi/Ghana. Er ist Kurator und Doktorand bei blaxTARLINES KUMASI, einem Projekt- und Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst an der Kwame Nkrumah Universität für Wissenschaft und Technik (KNUST) in Ghana. Er publiziert insbesondere zu Themen der ghanaischen Kunstszene in Verbindung zu globalen Fragestellungen. Ohene-Ayeh war Gastkurator der ersten Lagos Biennale, "Living on the Edge" (2017) und ist Mitherausgeber der Monographie "Ibrahim Mahama Exchange-Exchanger (1957-2057)", die anlässlich der Teilnahme Ibrahim Mahamas an der documenta 14 in Athen und Kassel erschien (2017). Seine Texte und Projekte sind auf seiner Website dokumentiert: http://www.iubeezy.wordpress.com/.

Essay "On Universality and Curating in the Void" (entstanden im Rahmen des Vortrags "On Universality and Multiplicity: Curating from the Void" am 25. Januar 2019 in Berlin) (englisch)

Termine

On Universality and Multiplicity: Curating from the Void”
Vortrag von Kwasi Ohene-Ayeh und Tracy Naa Koshie Thompson
25. Januar 2019, 19 Uhr
daadgalerie, Berlin

Im Rahmen ihrer Präsentation stellen Kwasi Ohene-Ayeh und Tracy Naa Koshie Thompson ihre voneinander unabhängige kuratorische und künstlerische Praxis als Beispiele der „silent revolution“ vor. Die Initiative geht aus blaxTARLINES KUMASI hervor – ein Inkubator für zeitgenössische Kunst in Kumasi, Ghana, der an den Fachbereich Malerei und Skulptur der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) angeschlossen ist. Kunst wird dabei als Universalismus im Spiegel der zeitgenössischen Kunstpraxis in Ghana diskutiert. 

Kwasi Ohene-Ayeh arbeitet als Künstler, Kurator und Schriftsteller und lebt in Kumasi, Ghana. Er ist derzeit Stipendiat des Programms „Curators in Residence: Curating Connections“, das gemeinsam von der KfW Stiftung und dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD durchgeführt wird. Ohene-Ayeh hat die Ausstellungen Silence Between the Lines: Anagrams of Emancipated Futures (2015) sowie Orderly Disorderly (2017) co-kuratiert, die beide von blaxTARLINES KUMASI organisiert wurden. Er war zudem Gastkurator der ersten Lagos Biennale (2017) und hat zuletzt in Kumasi die Ausstellung Spectacles. Speculations… (2018) mit 16 Künstler*innen aus Ghana, den Niederlanden und Kolumbien kuratiert. Derzeit ist er Doktorand am KNUST und publiziert Essays auf seinem Blog www.iubeezy.wordpress.com

Tracy Naa Koshie Thompson (Ghana) untersucht die latenten Eigenschaften allgegenwärtiger synthetischer und natürlicher Materialien und ihre Fähigkeit zur Transformation in nicht wiedererkennbare, verfremdete, neue und imitierende Formen. Dazu wendet sie alchemistische Prozesse der Auflösung und Kristallisation zur verschiedenartigen Morphologie von Objekten an. Thompsons emanzipierter Ansatz des Kunstschaffens überwindet geltende Vorstellungen des Kunstbetriebs und befragt diesen auf eine mögliche Neugestaltung hin. Die Künstlerin hat an den zwei großangelegten Ausstellungen Cornfields in Accra (2016) und Orderly Disorderly (2017) von blaxTARLINES KUMASI in Accra, Ghana teilgenommen. Sie absolviert ihren Master of Fine Arts (MFA) am KNUST und wurde zum interkontinentalen Austauschprogramm der Städelschule in Frankfurt am Main eingeladen. 

Einen Mitschnitt der gesamten Veranstaltung finden Sie auf unserem Youtube-Kanal

Vortrag von Kwasi Ohene-Ayeh, "In Terms of Images"
14. November 2018, 19 Uhr 
Städelschule, Frankfurt

In this lecture, Kwasi Ohene-Ayeh will explain the curatorial decisions made for the exhibition he recently curated in Kumasi, Ghana, titled “Spectacles. Speculations…” (February - July 2018). The exhibition features 16 artists from Ghana, Colombia and Holland whose works employ visual, gestural and auditory techniques of image production. An ensemble of mediums, including braille, text, photography, video, sound, black box theatre, sculpture, and spoken word poetry, are used as aesthetic forms through which to probe the contradictory unity that exists between separation and participation in relation to the capitalist enigma of the spectacle. 

 

Veranstaltung mit Kwasi Ohene-Ayeh zu seiner kuratorischen Praxis:
18. Oktober 2018, 19 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), Leipzig

 

Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa)

Bhavisha Panchia (1985 in Durban geboren) ist Kuratorin mit dem Schwerpunkt auf audiovisuelle Kultur, sowie der Produktion und Zirkulation digitaler Medien. Sie befasst sich mit anti/dekolonialer Praxis und den Beziehungen zwischen dem globalen Norden und Süden insbesondere in Bezug auf afrikanische Kunst und Diaspora. Panchia schloss mit einem BA in Bildender Kunst und einem MA in Kunstgeschichte an der University of the Witwatersrand in Johannesburg ab, sowie mit einem MA in Curatorial Practice am Center for Curatorial Studies am Bard College in New York. Sie kuratierte die Ausstellungen “Buried in the Mix” in der MEWO Kunsthalle in Memmingen, 2017-18, und “what is left of what has left” am Bard College in New York, 2016. Sie ist die Gründerin von "Nothing to Commit Record" (NTCR), einem Musiklabel und einer Publikationsplattform für zeitgenössische Kunst, Literatur und Musik.

Während ihrer dreimonatigen Residenz am ifa entwickelt Bhavisha Panchia eine Ausstellung im Rahmen des Forschungs- und Ausstellungsprogramms „Untie to Tie II – Movement. Bewegung“.

Termine

Ausstellung „For the Record“
Kuratiert von Bhavisha Panchia

Mit Arbeiten von NON Worldwide, Lamin Fofana, Geraldine Juarez ,Christine Sun Kim, Jace Clayton, Vivian Cacurri, Julio Cesar Morales / Club Cornin und Camae Aweya

ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
10115 Berlin

2. Juni bis 2. September 2018
Eröffnung 1. Juni 2018, 19.00 Uhr

Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD

Florencia Portocarrero (1981 in Lima geboren) ist Autorin und Kuratorin. Sie schloss  mit einem BA in Klinischer Psychologie und einem MA in Psychoanalytischer Theorie an der "Catholic University of Peru" ab. 2012/2013 nahm Portocarrero am “De Appel Curatorial Programme” in Amsterdam teil und schloss 2015 mit einem weiteren Master in Contemporary Art Theory an der “Goldsmiths University" in London ab. Als Autorin hat Portocarrero zahlreiche Textbeiträge zu Kunst und Kultur veröffentlicht; sie arbeitet mit Magazinen für Gegenwartkunst zusammen, wie zum Beispiel "Artishock" oder "Terremoto". In Lima arbeitet sie als Public Program Curator für "Proyecto AMIL" und ist Mitgründerin von "Bisagra" einem unabhängigen Kunstraum für diverse transdisziplinäre Projekte.

Termine

ymposium konzipiert von Florencia Portocarrero, "Symposium: Knowledge Entanglements: Beyond Abyssal Thinking"
11. Juli 2018 18 Uhr 
daadgalerie, Berlin

Vortrag von Florencia Portocarrero, "New Bourgeois Latin Immigrant who Learned Shopping and has Good Taste: Identity Subversions in the work of Elena Tejada-Herrera"
23. Januar 2018 19 Uhr 
Städelschule, Frankfurt

Video: Symposium: Knowledge Entanglements: Beyond Abyssal Thinking

Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa)

Marina Reyes Franco (geboren 1984 in San Juan/Puerto Rico, wo sie lebt und arbeitet) ist eine Kunsthistorikerin und freie Kuratorin. Sie schloss ihren Bachelor in Kunstgeschichte an der University of Puerto Rico und ihren Master in argentinischer und lateinamerikanischer Kunstgeschichte an der Universidad Nacional de San Martin - Instituto de Altos Estudios Sociales (IDAES-UNSAM) ab. Sie ist Mitgründerin und ehemalige Direktorin des Museums für zeitgenössische Kunst La Ene, Nuevo Museu Energía de Arte Contemporáneo in Buenos Aires. 2017 kuratierte sie zusammen mit Klaus Biesenbach, Armig Santos and Tiffany Zabludowicz die vom MoMA PS1 unterstützte Performance "Procession Migration" des puerto-ricanischen Künstlers Papo Colo im Regenwald des El Yunque National Forest und war 2016 Co-Kuratorin der 2nd Grand Tropical Biennial in Puerto Rico. 2015 kuratierte sie das Projekt "A Summer in Puerta de Tierra", eine Ausstellung und einen Tagesausflug in der Nachbarschaft von Suan Juan, die auf die Politiken der Bevölkerungsverschiebungen und des Tourismus in der der Gegend reagierten. 2014 kuratierte sie im Museum of Contemporary Art in San Juan die Gruppenausstellung "Calibán“ mit Gegenwartskünstlern aus Puerto Rico, und zusammen mit Gala Berger, Sofía Dourron und Santiago Villanueva die Ausstellung "Sucursal" im Museum of Latin American Art in Buenos Aires.

Während ihrer dreimonatigen Residenz am ifa entwickelt Marina Reyes Franco eine Ausstellung im Rahmen des Forschungs- und Ausstellungsprogramms „Untie to Tie – Koloniale Hinterlassenschaften und zeitgenössische Gesellschaften“.

Ausstellung

Ausstellung „Vorsicht Stufe / Kopf weg“
Kuratiert von Marina Reyes Franco

Mit Arbeiten von Irene de Andrés und Sofía Gallisá Muriente

ifa-Galerie Berlin
Linienstraße 139/140
10115 Berlin

Vorsicht Stufe / Kopf weg

Irene de Andrés und Sofía Gallisá Muriente zeigen Arbeiten, die zwischen 2015 und 2017 im engen Dialog entstanden. Sie setzen sich – ausgehend von Erfahrungen im karibischen Staat Puerto Rico – mit der Frage auseinander, wer die Vorstellung des Paradieses konstruiert und wer sie am meisten konsumiert. Die ehemalige spanische Kolonie Puerto Rico ist seit 1898 karibischer "Besitz" der Vereinigten Staaten. Einst ein Symbol des amerikanischen Fortschritts, hat Puerto Rico Jahrzehnte des sich verschärfenden wirtschaftlichen Niedergangs erlebt und Schulden in Höhe von 123 Milliarden US-Dollar angehäuft. Seit September 2016 überwacht ein von den USA bestelltes Finanzkontrollgremium die Durchsetzung strenger Sparmaßnahmen, während es zugleich für Steuerparadiesgesetze und die "Besucherökonomie" als Ausweg aus der Rezession eintritt. 

In diesem Kontext untersuchen Irene de Andrés und Sofía Gallisá Muriente die Frage, wie kulturelle Differenzen im Rahmen der neuen kolonialen Verhältnisse, die die Tourismusindustrie verkörpert, vermarktet werden. Die Künstlerinnen schaffen einen Remix aus Original- und Quellenmaterial, darunter Fotografien, Kurzdokumentationen, Propaganda- und Urlaubsvideos aus offiziellen und privaten Archiven sowie aus dem Internet. In Anlehnung an die zeitgenössische urbane Kultur arbeiteten sie für ihre Videos mit einem lokalen Musiker und einem DJ zusammen und erschufen so Soundlandschaften, die sich von den üblichen tropischen Narrativen unterscheiden. 

Beide Künstlerinnen werfen einen Blick auf die postmilitärische Landschaft aufgegebener Basen der US-Navy, Monumente, Werbekampagnen, die Industrialisierung in der Mitte des 20. Jahrhunderts und auf Hotelbauten. Entstanden ist diese Ausstellung aufgrund des gemeinsamen Interesses der Künstlerinnen an der Untersuchung und Infragestellung der visuellen Ökonomie des Tourismus und der Repräsentation der Karibik, wie sie für Touristen und Investoren konstruiert wird. Mit verschiedenen Strategien und Methodiken hinterfragen beide Künstlerinnen die Narrative, Bilder und Tropen, die in Archiven und anderer staatlicher Propaganda aufrechterhalten werden, um genau die Mechanismen dieser Perpetuierung kenntlich zu machen. Diese Arbeiten zielen darauf ab, sich vom Blick des Anderen zu befreien; diese Arbeiten sind sich bewusst, auf welche Weise sie betrachtet werden.

Programm “Curators in Residence” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD

Shabbir Hussain Mustafa (geboren 1984 in Colombo/Sri Lanka, lebt und arbeitet in Singapur) kuratierte 2015 die Ausstellung „SEA STATE“ des Künstlers Charles Lim Yi Yong für den Singapur Pavillon der 56. Venedig Biennale. Er ist Senior Curator an der National Gallery Singapur, wo er sich mit Fragen der kulturellen Identität und Konzepten der Moderne im südostasiatischen Raum befasst. Dort kuratierte er die Ausstellung „Siapa Nama Kamu? Art in Singapore since the 19th Century“ (2013-2015) und konzipierte die aktuelle Dauerausstellung „Declarations und Dreams: Art of Southeast Asia since the 19th Century“. Zuvor arbeitete Shabbir Hussain als Kurator am National University of Singapore Museum (NUS Museum). Im NUS Museum leistete er mit den von ihm initiierten Projekten “Camping and Tramping through The Colonial Archive: The Museum in Malaya” (2011) und “The Sufi and The Bearded Man: Remembering a Keramat in Contemporary Singapore” (2010) Pionierarbeit und war 2011 für die Konzeption des Projektraumes “prep room | things that may or may not happen” mitverantwortlich. Im Jahr 2013 kuratierte er „In Search of Raffles’ Light | An Art Project with Charles Lim“, eine dreijährige Kooperation mit dem Künstler Charles Lim, die die Spuren der soziokulturellen und geopolitischen Lage Singapurs als „Sea State“ verfolgte. Shabbir Hussain schreibt über methodologische Ansätze zur kuratorischen Praxis in Singapur und ist Mitglied der International Association of Art Critics, Abteilung Singapur. 

Termine

Veranstaltung mit Shabbir Hussain Mustafa zu seiner kuratorischen Praxis:
26. Mai 2017 12 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), Leipzig

Vortrag von Shabbir Hussain Mustafa, "Pyramid of Souls:Some Fragmentary Notes from Southeast Asia" :
29. Juni 2017 19 Uhr 
daadgalerie Studio, Berlin

Programm “Curators in Residence: Curating Connections” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD

Dana Whabira (geboren 1976 in London, aufgewachsen in Harare/Simbabwe, wo sie lebt und arbeitet) ist eine ausgebildete Architektin und studierte Kunst und Design am Central Saint Martin’s College in London. 2013 gründete sie in Harare Njelele Art Station, ein urbanes Laboratorium, das sich auf zeitgenössische, experimentelle Kunst sowie Kunst im öffentlichen Raum konzentriert. Njelele ist eine Plattform für kritischen Dialog, wo Ideen entwickelt werden, die mit und in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

Veranstaltungen mit Dana Whabira zu ihrer kuratorischen Praxis (in englischer Sprache, Eintritt frei):

Termine

17. November 2015, 19 Uhr
Städelschule, Frankfurt
Einführung: Prof. Philippe Pirotte, Dr. Stefanie Heraeus
In Kooperation mit dem Masterstudiengang Curatorial Studies, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main

21. Januar 2016, 19 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), Leipzig
Einführung: Prof. Dr. Beatrice von Bismarck

17. November 2015, 19 Uhr
Städelschule, Frankfurt 

21. Januar 2016, 19 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), Leipzig

Programm „Curators in Residence: Curating Collections” der KfW Stiftung am Weltkulturen Museum, Frankfurt

Syafiatudina (geb. 1988 in Melbourne) ist Mitglied des KUNCI Cultural Studies Centers in Yogyakarta, Indonesian. KUNCI gilt in Indonesien als Pionier der Cultural Studies und organisiert regelmäßig künstlerische Forschung und Ausstellungen. Seit seiner Gründung in im Jahr 1999 beschäftigt sich KUNCI intensiv mit der kritischen Produktion und Weiterverbreitung von Wissen mithilfe von Medienpublikationen, interdisziplinären Begegnungen, Forschungsarbeiten und künstlerischen Interventionen.

Ausstellung

Ausstellung „Gloves in Action“, kuratiert von Syafiatudina
Eröffnung: 8. Juli 2015, 19 Uhr 
9. Juli bis 30. August 2015 
Di-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr 

Die indonesische Kuratorin Syafiatudina präsentiert ihre Forschungsergebnisse zur Bedeutung der Wissenschaft von Amateurforschern für Museen und deren Bildungsauftrag. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Frankfurter Kulturinteressierten und Privatsammlern im Weltkulturen Labor.

Ihre Ausstellung „Gloves in Action“ ist der Versuch, eine Kontaktzone im Museum einzurichten, die auch Unordnung und Widersprüche als Teil eines Lernprozesses zulässt. Sie ist ein Raum für gemeinsames Produzieren und Arbeiten sowie für die Umverteilung von Wissen, basierend auf ethnografischen Objekten – ein Forschungsraum, in dem die Besucher Objekte betrachten und eigene Analysemethoden entwickeln können. Diese Idee beruht auf der Annahme, dass jeder das Recht hat, an der Produktion und Verteilung von Wissen mitzuwirken. So wird unser individuelles Wissen zum kollektiven Wissen.

Mit einem interaktiven Laborraum, einer Filminstallation und ethnografischen Objekten aus Indonesien, Neuguinea und Guatemala. 

Begleitprogramm: 
26. Mai 2015, 15.30 Uhr
Syafiatudina / Dr. Nicola Müllerschön: „Curating Commons” 
Konferenz „Art in Conflict”, Züricher Hochschule der Künste (ZHdK), Zürich 

24. Juni 2015, 19 Uhr 
Kuratorengespräch „Wissenschaft und die Amateurforscher“ 
Weltkulturen Labor 

10. Juli 2015, 17 Uhr 
Kuratorenführung „Gloves in Action“ 
Weltkulturen Labor

Mapping Southeast Asia: Contemporary Art and Public Space
Podiumsgespräch mit Stipendiaten der KfW Stiftung im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen Berlin 2015.

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Programm “Curators in Residence: Curating Connections” der KfW Stiftung in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD 

Die indische Kuratorin Zasha Colah (geboren 1982 in Mumbai, Indien, lebt und arbeitet ebenda) befasst sich mit Fragen des Kulturtransfers, der Kulturhoheit und des kulturellen Erbes unter gesellschaftspolitisch prekären Bedingungen. In ihren Projekten verfolgt sie häufig einen kollaborativen und partizipativen Ansatz. 

2010 gründete sie gemeinsam mit dem Kurator Sumesh Sharma „Clark House Initiative“ in Mumbai, einen unabhängigen Projekt- und Ausstellungsraum, in dem experimentelle Ansätze kuratorischer Praxis ausgelotet werden; zwei Jahre zuvor organisierte sie das Gemeinschaftsprojekt „blackrice“ im indischen Bundesstaat Nagaland. Colah war Kuratorin am CSMVS Museum in Mumbai, ehemals bekannt als Prince of Wales Museum of Western India. Sie studierte Kunstgeschichte in Oxford und Kuratorische Praxis in London. 

Veranstaltungen mit Zasha Colah (in englischer Sprache, Eintritt frei): 

28. Oktober 2014, 19 Uhr 
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig 
Vortrag “Curatorial Perspectives: Clark House Initiative Bombay” 
Einführung: Prof. Dr. Beatrice von Bismarck 

12. November 2014, 19 Uhr 
KfW Niederlassung, Berlin 
Zasha Colah im Gespräch mit Sawangwongse Yawnghwe 
Moderation: Dr. Astrid Mania 
Begrüßung: Dr. Ulrich Schröder (Vorstand KfW Stiftung), Katharina Narbutovič (Leiterin Berliner Künstlerprogramm des DAAD) 
Einführung: Dr. Nicola Müllerschön (Programmleiterin Kunst & Kultur, KfW Stiftung) 

19. November 2014, 19 Uhr 
Städelschule, Frankfurt 
Vortrag “The Curatorial Practices of Clark House Initiative Bombay” 
Einführung: Prof. Philippe Pirotte, Dr. Stefanie Heraeus 
In Kooperation mit dem Masterstudiengang Curatorial Studies, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main

Programm “Curators in Residence: Curating Collections” der KfW Stiftung am Weltkulturen Museum, Frankfurt

Die südafrikanische Kuratorin Farzanah Badsha (geboren 1978 in Durban, lebt und arbeitet in Kapstadt) überträgt ihre Forschung zur Sammlung südafrikanischer Drucke des Weltkulturen Museums aus den 1970er und 1980er Jahren, die während der Apartheid produziert wurden, in eine exploratorische Ausstellung im Green Room. Mit Arbeiten aus der Südafrika-Sammlung des Weltkulturen Museums von John Muafangejo, Azaria Mbatha und Dan Rakgoathe. 

Badsha ist Mitglied des kuratorischen Gremiums des Projektes für öffentliche Kunst “art54” in Kapstadt. Zuvor war sie Projektleiterin für Bildende Kunst am Africa Centre, Kapstadt. Sie beschäftigte sich intensiv mit südafrikanischer Dokumentationsfotografie der 1980er Jahre. 

Ausstellung “Hinter dem Schnitt / Behind the Blade“, kuratiert von Farzanah Badsha 
15. Juli bis 31. August 2014 
Di-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr 
Eröffnung: Mo, 14. Juli 2014, 19 Uhr. Eintritt frei 

Begleitprogramm: 
Mi, 23. Juli 2014, 19 Uhr 
Gespräch zur Ausstellung mit Farzanah Badsha 
(in englischer Sprache) 
EUR 5 / ermäßigt EUR 2,50 

Sa, 26. Juli, 14 Uhr 
Kuratorenführung mit Farzanah Badsha 
(in englischer Sprache) 
Kosten im Eintritt inkl. 

Alle Veranstaltungen: 
Weltkulturen Labor 
Schaumainkai 37, 60594 Frankfurt am Main

Termine

15. Juli bis 31. August 2014 
Di-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr 
Eröffnung: Mo, 14. Juli 2014, 19 Uhr. Eintritt frei

Weltkulturen Labor 
Weltkulturen Museum 
Ein Museum der Stadt Frankfurt am Main 
Schaumainkai 29-37 
60594 Frankfurt am Main

 



Programmleitung

Daniela Leykam
 


Bildnachweise:

01. Bild: Quelle: Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Urheber / Fotograf: Jens Ziehe
02. Bild: Quelle: Omar Berrada, Urheber / Fotograf: Victoria Tomaschko